Was machst du da?

Wie klingt die Gemeinde?

Was klingt von der Kirche in die Stadt hinein?

Was schwingt in uns?

Zum Jahresthema „Resonanzen“ der St Johannis Kirche habe ich ein Kunstprojekt vor Augen, das im Wesentlichen aus drei größeren, mehrteiligen Arbeiten und optional einer kleineren Installation sowie einem Rahmenprogramm besteht. Es ist ein sehr spezifisches Werk für St Johannis und wird voraussichtlich im Herbst 2025 in der St Johannis Kirche gezeigt werden.

Die drei Teile basieren auf der Überlegung, wie man Resonanzen, also Schall und Bewegung, die eigentlich unsichtbar und auf keinen Fall zweidimensional sind, mit bildnerischen Mitteln darstellen könnte. 

Hierbei will ich zurückgreifen auf physikalische Prinzipien, kurz zusammengefasst: Schall setzt eine schwingende Fläche in Bewegung, auf der sich feine Partikel bewegen und wird dadurch sichtbar gemacht. Das kann eine feste oder elastische Fläche sein, es kann Salz oder Sand sein. Die Muster, die die Schallwellen erzeugen, verändern sich je nach Tonhöhe, Frequenz, Obertönen etc. 

Ich möchte Pigmente verwenden, um dann den Klang der Johanniskirche abzudrucken.

Das erfolgt in drei Teilen: Mund, Herz und Lunge.

Mit den folgenden Zeilen möchte ich mein Konzept kurz vorstellen.

 

Teil 1 – Mund
„...und einen tausendfachen Mund“
 

Wie klingt die Gemeinde? 
Klang ist Schall, Luft, Atem. 
Ich denke da sofort an die Kirchenmusik und die Chöre. 
Wie kann man das abbilden?


Die Sänger und Sängerinnen der Stadtkantorei und Kinderchöre werden porträtiert. Ich bitte alle, die mitmachen wollen, um ihre Lieblingsfarbe und ihr Lieblinglied. Ich bitte sie, ihr Lieblingslied zu singen und fotografiere sie dabei. 


Die Photos werden von mir als kleinformatige quadratische Portraits in Öl gemalt, naturalistisch und erkennbar, aber eher angedeutet als völlig ausgearbeitet, es geht mehr um ein pars pro toto als um das Abbild eines Individuums. 
Wenn diese durchgetrocknet sind, bitte ich die Teilnehmenden zu einem zweiten Termin. Hierbei singen diese in ein Eidophon, dessen Oberfläche mit einem Pigment bedeckt ist. Das so entstehende Muster, eine bildliche Entsprechung ihrer Stimme, werde ich auf ihr Portrait drucken, indem ich das Bild vor Ort mit einem frischen Firnis versehe und mit der klebrigen Oberfläche in das Pigment drücke.

 

Teil 2 – Herz
"...BDF(b)"

 

Die zweite Sache, die in die Stadt hineinklingt, sind die Glocken von St Johannis. Es gibt viele Menschen, die sie hören, deren Leben von ihnen begleitet wird. 

Ich will diese Menschen malen und darüber den Klang der Glocken abbilden.

Es gibt drei Glocken in St Johannis (es waren einmal vier) sowie die Stunden und die Viertelstundenglocke. Die Glocken sind der Pulsschlag, das Herz. 

Drei runde Bildträger aus Holz. Darauf in Öl portraitiert Menschen, die die Glocken hören: Ein Hochzeitspaar, das aus dem Portal tritt. Der Wohnungslose an der Kirchenmauer. Die Turmbläser. 

Auf diesen Szenen will ich per großer Membran mit derselben Technik wie oben den Klang der Glocken abbilden.

Die vierte Glocke ist verloren gegangen. Sie wurde im Krieg eingeschmolzen. 
Ich möchte diese Leerstelle sichtbar machen: „The things we lost.“
Diese Glocke ist stumm.

 

Teil 3 – Lunge 
„...und erfüllte das ganze Haus“


Schall transportiert sich durch die Luft, wir erzeugen ihn, indem wir atmen. Atem als Inspiration, Ruach, Geist/Seele spielt eine große Rolle im christlichen Glauben. In unserer westlichen Kirchentradition ist das gemeinsame Singen ebenso geistliche Praxis wie identitätsstiftendes Gemeinschaftserlebnis. 

Die Orgel als Windinstrument soll hier für die Lunge der Kirche stehen. 

Ich möchte die Töne der einzelnen Orgelpfeifen mit einer ähnlichen Technik wie in Teil 1 und 2 zeigen. Da ich die Orgel als atmendes Instrument wahrnehme, möchte ich hier als Untergrund Baumscheiben verwenden (Bäume sind die Lunge der Erde), aus denen ein Ganzes entsteht.

Hier wird nichts abgebildet, es handelt sich um eine abstrakte Darstellung in Enkaustik. Ich werde Bienenwachs verwenden; dieses ist eine Entsprechung der Altarkerzen, die der Orgel in der Kirche gegenüberliegen, es hat einen Geruch, den viele Menschen mit Weihnachten und Kirche verbinden, es ist, wie die Baumscheiben, ein natürliches Material mit langer Tradition.

Die Oberfläche wird abschließend geglättet und der Orgelklang der einzelnen Pfeifen wieder mittels Membran in messingfarbenem Pigment festgehalten.

 

 


 


 

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